Bio-Schmäh oder echte Nachhaltigkeit bei Werbetextilien?

Bio-Schmäh oder echte Nachhaltigkeit bei Werbetextilien?
Ansichtsbeispiel: Produkte der Marke NEUTRAL® – ohne Veredelung – mit Zertifizierungen

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist im Bereich Werbetextilien längst angekommen, und viele Produzenten, die vor allem den B2B-Markt beliefern, versuchen ihre Produkte als umweltfreundlich und sozialverträglich zu vermarkten.

Doch gerade im B2B-Bereich, der sich vom Modemarkt durch langfristige Kundenbeziehungen und größere Auftragsvolumen unterscheidet, kann eine ehrliche und transparente Kommunikation zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden.

Viele Kunden wollen sichergehen, dass sie mit ihrer Bestellung tatsächlich einen Beitrag zu Umwelt- und Sozialstandards leisten – und nicht unbewusst in sogenannte „Greenwashing“-Praktiken verstrickt werden. Aber worauf sollten Sie im B2B Bereich wirklich achten, wenn sie (veredelte) Werbetextilien beziehen?

Greenwashing im B2B-Bereich: Ein Fallbeispiel

Ein häufig anzutreffendes Beispiel für Greenwashing in der Werbetextilbranche ist die Bewerbung von T-Shirts und anderen Textilien als „low in chemicals“ oder „aus schadstoffreduzierter Herstellung“, nur weil sie den Standard Ökotex 100 erfüllen.

Zwar ist der Ökotex 100-Standard wichtig, weil er eine Grundsicherheit für den Endverbraucher bietet, indem er Produkte auf etwa 100 Schadstoffe prüft. Doch handelt es sich hier um einen Mindeststandard.

Für wirklich nachhaltige Produkte sind weiterreichende Zertifizierungen erforderlich, die die gesamte Lieferkette betreffen und umfassendere ökologische und soziale Kriterien einschließen. Unternehmen, die sich nur auf solche Basisstandards stützen und dennoch eine besondere Umweltfreundlichkeit suggerieren, betreiben also streng genommen Greenwashing.

Die wichtigsten Nachhaltigkeits-Zertifikate im Werbetextil-Bereich im Überblick

Um in der Welt der Nachhaltigkeits-Zertifikate den Überblick zu behalten, lohnt es sich, zwischen den Basisstandards und anspruchsvolleren Zertifizierungen zu unterscheiden.

Hier sind einige der wichtigsten Zertifikate, auf die B2B-Kunden achten sollten:

1. GOTS (Global Organic Textile Standard):

Der GOTS-Standard ist eines der strengsten und umfassendsten Zertifikate für Textilien aus Biobaumwolle. Er garantiert nicht nur den Einsatz ökologisch erzeugter Fasern, sondern umfasst auch Umweltstandards entlang der gesamten Produktionskette und fordert faire Arbeitsbedingungen.

Ein Produkt ist erst dann GOTS-konform, wenn es von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft wurde und die offiziellen Zertifizierungsdokumente erhalten hat.

Anhand ihrer Inspektionsmethoden überprüft die unabhängige Zertifizierungsstelle die GOTS-Konformität des Produkts bzw. der verarbeitenden Betriebe, des herstellenden Unternehmens oder der am Handel beteiligten Firma.

Der GOTS unterscheidet zwischen zwei Zertifizierungsdokumenten:

  • Betriebszertifikate (auch Scope Certificates, SCs oder Konformitätszertifikate genannt), die nachweisen, dass ein Lieferbetrieb alle Kriterien erfüllt und damit GOTS-Produkte verarbeiten darf.
  • Transaktionszertifikate (auch Transaction Certificates, TC oder Warenbegleitzertifikate genannt), die belegen, dass die Produkte selbst alle GOTS-Produktkriterien erfüllen.

Der GOTS-Standard ist besonders für Unternehmen geeignet, die ihre Umwelt- und Sozialverantwortung ernst nehmen und eine zertifizierte Rückverfolgbarkeit gewährleisten möchten.

Hinweis: Eine Registrierung bei einem GOTS zugelassenen Zertifizierer ist möglich sobald der jährliche Umsatz mit GOTS Produkten 20.000 Euro übersteigt. [Stand 11/2024]

2. Fair Wear Foundation:

Die Fair Wear Foundation setzt sich für faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie ein und überwacht die Einhaltung von Sozialstandards in den Fabriken. Dieses Zertifikat legt den Fokus auf faire Löhne, Arbeitszeiten und das Verbot von Kinderarbeit.

Da im B2B-Bereich häufig große Mengen produziert werden, kann die Einhaltung solcher sozialen Standards ein klares Signal für die Werte eines Unternehmens setzen.

3. Fairtrade Cotton:

Dieses Siegel steht für Baumwolle, die aus fairem Handel stammt und nachhaltige Anbaumethoden unterstützt. Es stärkt die Rechte der Baumwollbauern und gewährleistet Mindestpreise, was besonders für Unternehmen von Bedeutung sein kann, die ihre soziale Verantwortung hervorheben möchten.

Nachhaltigkeit transparent kommunizieren: Der Vorteil für B2B-Kunden

Für Unternehmen, die Werbetextilien im B2B-Bereich beziehen, kann eine nachhaltige Beschaffung ein wertvolles Differenzierungsmerkmal sein.

Dies erfordert jedoch Transparenz und die Fähigkeit, die tatsächlichen Standards von Greenwashing zu unterscheiden. Es ist wichtig, dass Unternehmen ihren Kunden klar darlegen können, welchen Zertifikaten sie vertrauen und warum.

Wir haben im Laufe der Jahre viel Erfahrung sammeln können und daher auch die Praktiken mancher Brands kennengelernt, die wir als „nicht hilfreich“ betrachten (um es freundlich zu formulieren).

Deshalb waren wir beim Angebot immer sehr zurückhaltend und haben nur Modelle aufgenommen, deren Materialien und Produktion plausibel nachvollziehbar sind.

Mittlerweile ist unser Angebot an Bioprodukten mit/ohne Fairtrade-Komponente allerdings beachtlich und auch die Mindeststandards bei fairen Arbeitsbedingungen für uns ein ganz wesentlicher Aspekt.

Wir betonen das deshalb, weil es tatsächlich nach wie vor in vielen Produktionsländern extrem schwierig ist anständige Arbeitsbedingungen garantieren zu können bzw. diese auch unangekündigt kontrollieren zu können.

Wir sind aber überzeugt davon, dass alle Beteiligten von einer offenen Kommunikation profitieren, wenn wir unsere Kunden auch auf die Grenzen mancher Zertifikate aufmerksam machen und aufzeigen, dass es in der Werbetextilbranche durchaus Unterschiede gibt, die über reine Marketing-Aussagen hinausgehen.

Ein Beispiel: Ein Kunde, der ein T-Shirt bestellt, das als „low in chemicals“ beworben wird, erwartet oft einen besonderen Umweltnutzen, ohne zu wissen, dass diese Aussage auf einem Mindeststandard wie Ökotex 100 basiert. Es könnte jedoch hilfreicher sein, dem Kunden einen Vergleich der Zertifikate aufzuzeigen und zu erläutern, dass ein GOTS-zertifiziertes Produkt eine tiefere Umweltfreundlichkeit garantiert.

Hinweis: Wir bieten in unserem Sortiment auch Werbetextilien im Großhandel aus konventioneller Produktion an, wenn es die Produktauswahl hinsichtlich Farben, Schnitte und oder Größen erfordert.

Qualität über Quantität: Echte Nachhaltigkeit braucht Aufklärung

Nachhaltigkeit im B2B-Bereich bedeutet oft auch, auf Qualität statt auf Masse zu setzen. Höherwertige, zertifizierte Materialien und langlebige Produkte bieten auch im Werbetextilmarkt für Firmen, Vereine oder öffentlichen Orgaisationen (Magistrat, Gemeinde, Städte, Bund) den Vorteil, dass sie langfristig Kosten reduzieren, da sie seltener ersetzt werden müssen und den ökologischen Fußabdruck minimieren.

Ein Shirt, das zehn Jahre im Einsatz ist, ist nachhaltiger als fünf T-Shirts, die nur je zwei Jahre verwendet werden. Wer Wert auf Qualität legt, demonstriert ein Verständnis für ganzheitliche Nachhaltigkeit, die weit über Greenwashing hinausgeht.

Letztendlich ist es für Unternehmen, die sich im Bereich der Werbetextilien engagieren, entscheidend, den Unterschied zwischen oberflächlichen Marketingversprechen und tatsächlicher Nachhaltigkeit zu erkennen. Der Schlüssel liegt darin, den Kunden aufzuklären und transparent über Standards und Zertifikate zu informieren.

Der nachhaltige Einkauf im B2B-Werbetextilmarkt setzt auf Zertifikate wie GOTS, Bluesign® und Fair Wear Foundation, die klare Kriterien festlegen und den Weg zu einer wirklichen Veränderung in der Textilindustrie ebnen.

Über die Gründe für die langsame Expansion des Bio-Baumwollmarktes werden wir übrigens in einem unserer nächsten Blog-Beiträge genauer berichten.

Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen – Lösungen finden

Wichtig ist vor allem, herauszufinden, welche Ansprüche genau Sie stellen und wie diese umweltschonend und kosteneffizient umzusetzen sind.

Deshalb hören wir einmal genau zu und machen Ihnen individuell zugeschnittene Vorschläge. Durch unsere jahrzehntelange Erfahrung finden wir üblicherweise die perfekte Lösung für Ihre Bedürfnisse!

Zu den hochwertigen Anbietern mit einer großen Auswahl an qualitätvollen Biotextilien zählen in unserem Sortiment: Atlantis®, NEUTRAL®, Mantis®, Stedman®, Westford Mill® und WK. Designed to Work®
Schon bald wird es auch zahlreiche Produkte der Marke Stanley & Stella® in unserem Sortiment geben, denn der Hersteller zeichnet sich mit einer langfristigen Nachhaltigkeitsstrategie und eine sehr verantwortungsvolle Produktentwicklung aus, die uns durchaus beeindruckt.

Wir beraten Sie gerne bei der Auswahl der Textilien und helfen auch bei der Entscheidung, welches Veredeungsverfahren am Textil optimal geeignet ist, also Druck, Bestickung oder mittels Applikationen.

Und wenn wir einmal nicht weiterwissen oder technisch nicht über die notwendigen Mittel verfügen, dann kommunizieren wir auch das klar und deutlich. Und helfen, wenn irgendwie möglich bei Externen Lösungen für Sie zu vermitteln.

Fragen Sie uns, wir erstellen Ihnen gerne ein kostenloses >> Angebot

————–

Quellen:

¹ GOTS – Global Organic Textile Standard
² Fair Wear Foundation

Linktipps:

– Unsere Bio & Fairtrade Produkte
– Der lange Weg zu fair produzierten Textilien
– Fair gehandelte T-Shirts – wir erweitern unser Sortiment
– Werbedruck & Werbung auf T-Shirts
– Fairtrade Baumwolltasche | kurze Henkel

); ?>