Trägerleibchen, Unterhemd, Ruderleiberl, Tank Top

Egal welche Bezeichnung man auch wählt, der Beliebtheit des ärmellosen Trägershirts tut es keinen Abbruch. Schon lange bevor das T-Shirt die Modewelt revolutionierte, feierte das Unterhemd erste Erfolge. Und wegen der außerordentlichen Bewegungsfreiheit, die der Träger damit genoss, mausert sich das Textil bereits in den 1930er Jahren von der revolutionären Unterwäsche zum ultimativen Sportler-Outfit und weiter zum modischen Erkennungsmerkmal von Künstlern und Interllektuellen.

Ruderleiberl

Welchen Stellenwert das – klasssischerweise gerippte – Trägerleibchen genießt, zeigt schon ein kurzer Blick auf die US-Filmindustrie. Was wären Stanley Kowalski, John J. Rambo, Lara Croft oder John McClane ohne ihre charakteristischen Tank Tops? Allein bei der Nennung der Namen erscheint deren Konterfei im typischen Outfit vor unserem geistigen Auge. Sportlich, archaisch, erotisch – diese Erscheinungsformen sind die Zutaten des unglaublichen Erfolgs.

Von unten drunter zu über drüber – die Geschichte des ärmellosen Shirts

Eigentlich war es nur ein kleiner Schritt von der altmodischen Herrenunterwäsche zur funktionalen Sportbekleidung, und doch blickt das ärmellose Shirt auf eine facettenreiche Vergangenheit zurück. Wenngleich es nie den Kultstatus des T-Shirts erreichte, hat das Trägerleibchen bis heute seinen fixen Platz in der Bekleidungsszene bewahrt.

Der Urahn des T-Shirts hat als Herrenunterwäsche in der Mitte des 19. Jahrhundertsdas Licht der Welt erblickt. Als Schnittvorlage dürften die Trikots der Jahrmarktringer gedient haben, die beinahe uneingeschränkte Bewegungsfreiheit machte das Shirt dann zunächst als Unterhemd zunehmend beliebt. Seinen Ruhm verdankt es zweifellos dem fulminanten Aufschwung der Strick- und Wirkwarenindustrie. Durch die technischen Errungenschaften löste die angenehm zu tragende Maschenware zur Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts nach und nach die bis dahin verbreiteten Webstoffe ab.

Der Siegeszug der hygienischen und vergleichsweise leicht zu reinigenden Shirts war nicht mehr aufzuhalten. Von nun an wurden mit den ärmellosen Leibchen Muskeln gezeigt. Der Vorläufer des T-Shirts kündigte die Befreiung des Körpers an. Matrosen und Soldaten vertrauten auf die ärmellose Wäsche und trugen damit nicht unwesentlich zur Popularität beigetragen. Denn beide, Seefahrer, wie Soldat zählten und zählen noch immer zu den beliebtesten der mythischen Gerstalten in den USA. Frei, auf sich gestellt und mutig haben diese Gestalten immer schon fasziniert. Und wenn für diese heldenhaften Wesen das Trägerleibchen recht war, dann sollte es für alle Normalsterblichen nur billig sein.

Erotisch, praktisch, gut

Bevor es jedoch zur Alltagsbekleidung wurde, musste es sich als Sportbekleidung bewähren. Nicht nur Ringer, auch Ruderer schätzten und schätzen noch die Bewegungsfreiheit – daher stammt auch die in Österreich durchaus übliche Bezeichnung als Ruderleiberl. Bis heute ist der Einsatz der ärmellosen Shirts daher bei vielen Freizeitsportlern höchst beliebt. Egal ob im Fitnesscenter oder im Workout, beim Radfahren, Turnen oder Boxen, das Trägerleiberl ist das Bekleidungsstück der Wahl.

Seinen Ruhm verdankt es freilich dem Einsatz in zahlreichen Kultfilmen. Im Film „Die Ausgepufften“ machten Gérard Depardieu und Patrick Dewaere das Outfit unsterblich. Dannach zierte das Oberteil die muskulösen Körper von Paul Newman über Warren Beatty bis zu Mickey Rourke und trug damit wesentlich zum Sex-Appeal der Stars bei.

Ab den 1970er Jahren bemächtigten sich die Frauen dieses Symbols von Männlichkeit und Machotum. Die Modeindustrie ergriff die Chance und positionierte das sexy Shirt als Must Have für junge Frauen. Durch die Kombination von Sexyness und Stärke, symbolisierten die ärmellosen Shirts dann auch den Beginn der Emanzipationsbewegung.

In den 1980er und 1990er wurde das ärmellose Hemd dann zu Ikone der Schwulenszene. Als letztes Bollwerk der Intimzone und Verheißung nackter Tazsachen schwebt das Shirt heute über allem als magischer Anziehungspunkt für Hetero- wie Homosexuelle. Und wie das T-Shirt auch, wurde der ärmellose Bruder, das Tank Top (athletic shirt, camisole oder muscle shirt) zum Medium. Egal ob für Mode, Werbung, Musik oder Politik – bedruckte Trägerleibchen stehen seit den 1950er Jahren unverändert hoch im Kurs.

Linktipps:

– So funktioniert textiler Siebdruck
– Textil-Lexikon